Der Tag war lang und trotzdem musst du dich abends noch hinsetzen und für dein berufsbegleitendes Studium lernen. Das ist nicht immer einfach, vor allem wenn man einfach platt ist. Was nach einem langen Arbeit verständlich ist.
Daher beschreibe ich dir in den folgenden neun Schritten, wie du vorgehen kannst, damit du produktiv lernen kannst. Und zwar entspannt – ohne dass du ständig das Gefühl hast, dass du irgendwas vergessen hast und irgendein Thema was von dir will. Danach kannst du beruhigt und ohne schlechtes Gewissen abschalten.
1️⃣ - Aufgaben-Review – Was ist zu tun?
Als berufsbegleitende Student:in darfst du gleich drei große Bereiche nebeneinander jonglieren. Beruf, Studium und Privatleben. Damit du da den Überblick nicht verlierst, ist es sinnvoll festzuhalten, was in den einzelnen Bereichen ansteht.
- Entscheide dich für einen Ort (EINEN) für deine Basisliste. Dort hältst du generell alle deine Themen und Aufgaben fest, an denen du arbeiten willst. Dabei ist es egal, ob du das digital oder papierhaft machst. Wichtig ist, dass du nicht an unterschiedlichen Orten sammelst, z.B. eine Liste im Smartphone, eine Liste im Kalender etc.
- An diesem einen Ort kannst du, wenn du möchtest, dann auch drei Listen führen für Beruf, Studium und Privat, damit es für dich übersichtlicher wird.
- Schreibe alle deine Themen und Aufgaben auf diese Liste. Alles, was dir einfällt. Das wird vermutlich etwas dauern, aber normal musst du das nur genau einmal machen und danach nie wieder.Zusätzlich gibt es EINE tägliche Sammelliste, die wird aber erst in Schritt 7 relevant. Die tägliche Sammelliste führst du dann abends mit deiner Basisliste zusammen.
2️⃣ - Wochenplan – Strategie für die Woche
Jetzt hast du eine große Liste (oder drei) und eine frische Woche vor dir. Jetzt musst du entscheiden, welche der Aufgaben und Themen in dieser Woche erledigt werden sollen.
Du erinnerst dich an „P-A-R: die Regel der drei“ und „T-E-K: die Hilfsmittel“ aus dem Beitrag System statt smarte Ziele? Die kommen jetzt hier auch wieder zum Einsatz. Nur dass jetzt mit deiner vollständigen Basisliste anfängst und entscheidest, welche Inhalte du in deine Wochenplanung übernimmst. Ich habe das Vorgehen für dich schon auf die neun Schritte aufgeteilt, so dass du das System direkt umsetzen kannst.
Planung: 3 Prioritäten für die Woche – Am Anfang der Woche (oder auch am Sonntag) legst du fest, in welchen drei Bereichen du nennenswerte Fortschritte erzielt haben möchtest. Dies sind deinen drei Prioritäten, an denen du arbeiten wirst.
- Überlege dir, wann du während der Woche an diesen Prioritäten arbeiten möchtest und trage dir die Aufgabe oder das Thema in deinen Kalender ein.
3️⃣ - Tagesplan – der operative Schlachtplan
TO-DO: P – A – R: Die Regel der 3
Aktivität: 3 Prioritäten für den Tag, die am besten auf die 3 Prioritäten der Woche einzahlen. Also was genau möchtest du am Ende des Tages erreicht haben?
- Welche der Aufgaben auf deiner Basisliste gehören zu den drei Prioritäten des Tages?
- Plane sie in deinem Tagesablauf ein!
4️⃣ - Dein Arbeitsplatz – sofort startbereit
- Entscheide dich für einen festen Arbeitsplatz. Auch wenn du vielleicht keinen eigenen Schreibtisch hast, sondern der Küchentisch herhalten muss. Entscheide dich, wie der Arbeitsplatz aussehen muss, damit du daran gut arbeiten kannst. Wenn du ein Bild davon vor Augen hast, dann weisst du intuitiv was du tun musst, um diesen Zustand herzustellen (meist hilft ein aufgeräumter Arbeitsplatz).
- Halte die richtigen Arbeitsmaterialien bereit. Das ist so ähnlich wie der Arbeitsplatz. Mach dir einmal Gedanken, was du benötigst. Du kannst eine Ecke auf deinem Schreibtisch den Arbeitsmaterialien widmen, die dann immer dort sind. Oder du designierst eine Schublade, in der immer alles zusammen ist. Dadurch musst du nur einmal zugreifen und du hast alles beisammen!
- Uni-Unterlagen ordnen mit System. Entscheide dich auch hier einmal, wie du deine Uni-Unterlagen organisieren möchtest und lege sie dann alle nach dem gleichen System ab. Dazu gehört sowohl die Entscheidung über digitale oder physische Ablage, aber auch die Entscheidung wie du Notizen festhalten möchtest. Damit sind auch die Uni-Unterlagen mit einem Griff bereit.
5️⃣ - Aufwärmen: Gehirn-Weckruf
Du hast einen langen Arbeitstag hinter dir, musstest noch 30 Minuten mit der Bahn nach Hause fahren und bist eigentlich platt. Dein Gehirn auch. Aber du willst/musst noch lernen. Du kannst dich natürlich direkt hinsetzen und anfangen. So effektiv wird das aber vermutlich nicht. Also muss dein Gehirn erst einmal wieder in Schwung kommen.
Je nachdem wie lang deine Lernsession werden soll, musst du dir überlegen, welches Aufwärmritual für dich funktioniert.
Ein Beispiel: Als ich noch in Frankfurt gearbeitet habe, bin ich Freitags um 12.41Uhr immer in den Zug nach Hannover gestiegen. 16.30Uhr war ich dann ungefähr zu Hause. Und zwar absolut gerädert. Potentiell hätte ich mich dann noch 3-4h hinsetzen können zum Lernen. Das wäre aber nichts geworden. Also habe ich folgendes Ritual eingeführt: 5 Minuten auf dem Balkon eine Kurzmeditation zum Runterkommen. Danach duschen und umziehen. 5 Minuten Comedy sehen – das hebt die Laune (mit Timer – damit ich nicht versacke). Kaffee machen – hinsetzen und lernen.
- Lege alles beiseite, was mit deinem Beruf zu tun hat. Führe, wenn nötig auch ein kleines „Runterkommen“-Ritual durch.
- Kleide dich so, dass du dich wirklich gut fühlst.
- Wecke dein Gehirn wieder auf – mit Spaß und Lachen, einem kurzen (positiv) anregenden Gespräch mit einer Freund:in oder auch mit einer 5-Minuteneinlage Sport. Ziel ist, dass du 1. positiv gestimmt bist und 2. dein Gehirn frischen Wind bekommt. Vielleicht ist auch ein kurzer Spaziergang das Richtige für dich.
- Dann noch Kaffee oder Tee und an den Schreibtisch!
6️⃣ - Einstieg ins Thema mit System
Du sitzt wieder am Schreibtisch und es soll losgehen. Aber womit?
- Der nächste Schritt: Oben in der Basisliste hattest du bereits den nächsten Schritt festgehalten. Damit geht es los.
- Du hast Fragen zum Thema! Was war dir noch nicht klar? Schreib es raus! Damit fokussierst du deine Gedanken!
- Keine Fragen? Dann mach dir eine Übersicht – eine Mindmap kannst du später auch gut für die Klausurvorbereitung nutzen.
Ziel ist es, möglichst schnell gedanklich voll im Thema anzukommen, damit du möglichst wenig unproduktive Zeit verlierst.
7️⃣ - Fokus – lernen, lernen, lernen
Und wie sorgst du nun dafür, dass du fokussiert lernst? So:
- Setz dir ein festes Zeitfenster zum Lernen.
- Unterteile das Zeitfenster für den Anfang in 50 Minuten-Abschnitte: 45 Minuten lernen – 5 Minuten Pause. Wenn du am Wochenende lernst und somit mehr als zwei 50-Minuten Zeitfenster geplant sind, dann mach nach jeweils zwei Abschnitten immer eine größere Pause (20-30 Minuten).
- Habe einen Notizzettel für deine Sammelliste. Denn dir wird zwischendurch mit Sicherheit irgendetwas einfallen, was nichts mit deinem Thema zu tun hat. Schreib den Gedanken auf und lege ihn zur Seite (es sei denn es geht um Leben und Tod). Ansonsten wende dich sofort wieder deinem Thema zu. Um die Liste kümmerst du dich später.
- Beseitige alle Ablenkungen. Nötigenfalls mit noise cancelling Kopfhörern.
- Durch Schritt 6 weißt du, wo du im Thema bist. Nimm dir die Unterlagen zur Hand und leg los.
8️⃣ - „Shut down“-Ritual – Feierabend
Als berufsbegleitende Student:in bist du eigentlich immer „AN“. Den Ausschalter gibt es nicht wirklich, dabei ist der gerade bei berufsbegleitenden Studierenden besonders wichtig! Denn ohne Ausschalter klopft dir der Burnout quasi schon auf die Schulter.
Damit dir das nicht passiert, solltest du ein „Shut down“ Ritual am Ende deines Lerntages durchführen, damit du entspannt in den Feierabend gehen kannst – ohne dabei ständig wieder an irgendwelche offenen Themen denken zu müssen.
- Denk noch einmal nach – gibt es noch irgendein Thema, einen Gedanken, der noch nicht auf deiner Sammelliste aus Schritt 7 aufgenommen ist? Irgendein Ort, wo du noch Gedanken und Aufgaben festgehalten hast? Nimm dir dafür 5 Minuten Zeit und füge diese Gedanken zur Liste hinzu.
- Geh ein letztes Mal deine E-Mails durch – sind dort noch dringende, offene Themen? Nimm sie auch mit auf (Profis enden mit einer leeren Inbox – wie das geht, zeige ich dir in einem anderen Beitrag).
- Überprüfe die Liste, ob da irgendetwas noch dringend erledigt werden muss? Eine E-Mail, die noch beantwortet werden muss? Ein letztes Telefonat?
- Erledige alle Dinge, die ZWINGEND zu erledigen sind – das sind meist eher Ausnahmen oder Kleinigkeiten, denn sonst hätten sie dir schon deinen Tagesplan durcheinander gebracht.
- Schau dir deinen Wochenplan an – gibt es etwas, was dir ins Auge sticht? Vielleicht war es heute noch nicht wichtig, aber vielleicht morgen?
- Überlege, ob bestimmte Hinweise einen festen Termin benötigen – zum Beispiel etwas, was du unbedingt am nächsten Morgen vor der Arbeit erledigen musst. Dann trag das gleich in deinen Kalender ein.
- Übertrage die restlichen Notizen auf deine Basisliste, auf der du alle deine Aufgaben festhältst.
Dein Ziel ist es, alle Aufgaben und Gedanken festzuhalten und sicher zu wissen, dass sie gut untergebracht sind. Dass sie einen Platz in deinem Plan gefunden haben. So wachst du nicht mitten in der Nacht auf mit dem Gedanken „Da war doch was? Aber was genau?“. Mit diesem Ritual wird dir das nicht passieren.
Info: Dieses Shutdown-Ritual kannst du sowohl im Beruf als auch beim Lernen benutzen. So fällt nie etwas unter den Tisch.
9️⃣ - Belohnung – Feiere deine Erfolge
Das hat Applaus verdient – Du hast Applaus verdient.
Was wird das mit dir machen? Wie hilft dir das?
- Du konditionierst dich auf Erfolg. Einmal mit dem Applaus angefangen, wird dein Unterbewusstsein das wiederhaben wollen.
- Du wirst freundlicher mit dir selbst umgehen. Häufig sind die Anforderungen, die berufsbegleitende Student:innen an sich selbst stellen, unglaublich hoch. Alles muss laufen: Job, Studium, Sport, Privatleben. Und das über Jahre hinweg – ohne Aussetzer. Wenn es dann doch mal einen Aussetzer gibt – eine schlechte Note, eine abgesagte Prüfung – dann ist die Selbstkritik schnell zur Stelle. „Warum habe ich das nicht geschafft? Alle anderen schaffen das doch auch?“ Wenn du dich aber generell lobst, dann ist der eine Aussetzer nicht mehr so schlimm. Der Fokus ist auf positive Ereignisse geschärft, nicht negative.
Info: Andere haben auch Aussetzer. Ist also gar nicht so schlimm.
Stolperfallen überwinden
Das System für täglichen Lernerfolg hast du jetzt kennengelernt. Leider bedeutet das nicht automatisch, dass das sofort problemlos klappt. Du kennst das bestimmt. Da hat man die besten Pläne und dann kommt irgendwas dazwischen. Sofern das in den Bereich „Arbeit oder Lernen“ fällt, kann man damit noch arbeiten. Aber was, wenn du dir selber in die Quere kommst?
Da das bei jedem mal passiert, habe ich dir hier noch ein paar Tipps zusammengefasst für den Fall, dass es mal nicht so läuft, wie du es dir vorstellst.
Ich kann mich nicht konzentrieren
Du steckst in Schritt 7 fest, du hast es an den Schreibtisch geschafft, hast dir auch den Einstieg ins Thema angeschaut, aber es fällt dir einfach schwer gedanklich bei dem Lernthema zu bleiben. Den ersten Tipp hast du dazu bereits oben im Text erhalten. Alles festhalten und aufschreiben, was dir in den Sinn kommt. Aber dann? Die Gedanken wollen immer noch abdriften?
TIPP: Langeweile – das scheint im ersten Augenblick nichts mit Erfolg und Produktivität zu tun haben. Aber Langeweile hilft dir, dein Gehirn zu schulen und zu trainieren.
Das funktioniert so: Du hast Probleme mit der Konzentration und an allen Ecken und Enden gibt es Ablenkungen, denen du dich statt dessen widmen könntest. Dass das nicht helfen würde, ist vermutlich klar. Also fokussierst du immer wieder deine Gedanken zurück auf das Thema, wenn dir irgendetwas anderes in den Sinn gekommen ist. Und dann denkst du erst einmal an nichts. Du musst nicht unbedingt versuchen, in diesem Moment irgendwelche bahnbrechenden Gedanken zu haben. Einfach nur Gedanken auf das Thema lenken – ohne wirklich zu denken.
Das ist langweilig, ABER … Dein Gehirn speichert diese Optionen ab: Langeweile oder am Thema arbeiten. Die Option Ablenkung wirst du so immer weiter in den Hintergrund drängen. Und wenn dein Gehirn am Ende nur noch die Wahl hat zwischen Arbeiten und Langeweile, dann stehen deine Chancen gut, dass es dir am Ende leichter fallen wird, dich auf Das Thema zu konzentrieren und wirklich daran zu arbeiten.
Keine Motivation zum Lernen…
Der Tag war lang, du bist schon ausgebrannt und auch wenn der Schreibtisch noch so einladend aussieht – du kannst dich einfach nicht motivieren anzufangen?
Die Frage nach der Motivation im Studium kommt sehr häufig auf und wird fast in jedem Ratgeber und auf jeder Webseite behandelt. Allerdings wird relativ selten gesagt, dass wenn man auf die Motivation wartet, das eher kontraproduktiv ist. Denn Motivation ist ein Gefühl. Eines auf das kein Verlaß ist. Es ist weder planbar noch steuerbar. Du kannst zwar versuchen, deinen Lernalltag so zu verändern, dass du generell motiviert bist, aber das liegt dann an dem Zwischenschritt – geplante und durchgeführte Gewohnheiten, die als Ergebnis quasi in Motivation resultieren.
TIPP 1: Setz die neun Schritte regelmässig um, dann hast du ein System, welches dir am Ende zu mehr Motivation verhilft.
Tipp 2: Sieh dein Studium als deinen Zweitjob an. Du fragst dich morgens bestimmt nicht „geh ich jetzt zur Arbeit oder nicht?“, sondern du nimmst deine Sachen und gehst los. Das funktioniert auch beim Studium.
Das Wetter ist zu schön
Es ist Frühling geworden, die lange Zeit des Winters ist endlich vorbei. Und nun stehst du vor dem Dilemma: schönes Wetter genießen oder lernen – und hinterher ein schlechtes Gewissen haben.
TIPP: Pack dir etwas zu trinken ein, nimm deine Lernunterlagen und lern einfach mal draußen.
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